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Naturwissenschaftliche Bildung als System-Bildung

Wilhelm T. Wolze, Wilhelm Walgenbach

Zusammenfassung

Der Bildungsbegriff, wie auch der Begriff der Erziehung, sind im deutschen Sprachraum weder umgangssprachlich noch theoretisch bestimmt. Auf theoretischer Ebene liegt im pädagogischen Bereich eine große Vielfalt von Explikationsversuchen vor, die je nach zugrunde liegendem Theorieansatz beträchtlich voneinander abweichen. Dies betrifft insbesondere die Beziehung beider Begriffe zueinander.

Wir stehen damit vor einem doppelten Problem:

Neben einer allgemeinen Begriffsbestimmung tritt zusätzlich das speziellere Problem auf, den Begriff der physikalischen (naturwissenschaftlichen) Bildung zu präzisieren.

Im Folgenden wird einmal ein Explikationsansatz des Bildungsbegriffs vorgestellt: Bildung wird als System- Bildung aufgefasst. Zum anderen werden hieraus einige Determinanten für einen Physikunterricht entwickelt, der den Anspruch erheben kann, bildend zu sein.

Ausgangsbasis dieser Betrachtungen ist die Bestimmung von Bildung im Deutschen Idealismus auf der Grundlage von Selbsttätigkeit. Die Explikation des Begriffs der System-Bildung gründet auf einem Syntheseansatz von Tätigkeitstheorie und Systemtheorie. Der Begriff der Selbsttätigkeit wird dabei als eine wesentliche historische Wurzel der Tätigkeitstheorie angesehen. Die systemtheoretische Explikation der Tätigkeitstheorie hat zum Ziel, die Beziehung zwischen Organismus (Subjekt) und Umwelt auf der Grundlage von Selbstorganisation, Selbstherstellung, Selbsterhaltung und Selbstreferentialität zu erfassen. Es werden einige Grundzüge dieses Theorieansatzes skizziert, wobei im Wesentlichen die Prinzipien der Selbstorganisation und der Selbstreferentialität herangezogen werden. Eine kurze Abgrenzung zum radikalen Konstruktivismus und zur Kognitionswissenschaft dient dazu, die zugrunde liegende erkenntnistheoretische Position hervorzuheben.

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